Dr. forest Christoph Hoffmann

Drama um Hambacher Forst zeigt: CO2-Preis muss steigen

Wir brauchen weltweit mehr Wald für den Klimaschutz. Unter dieser Prämisse wirken die Rodungen im Hambacher Forst wie aus der Zeit gefallen. Das tut jedem Förster weh.

Der Beschluss, die Braunkohle weiter abzubauen und den Hambacher Forst zu roden stammt aus der Zeit der rot-grünen Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen. Im Grunde trägt Hannelore Kraft die Verantwortung. Auch die heutige Bundesumweltministerin Svenja Schulze stimmte am NRW-Kabinettstisch dafür.

Der Umbau der Braunkohleregionen wurde nicht rechtzeitig eingeleitet, sodass bei einem Stopp im Hambacher Forst die Versorgungssicherheit sowie Tausende von Arbeitsplätzen in Gefahr wären. Auch sind Milliardenschäden für die Unternehmen sowie entsprechende Schadenersatzforderungen zu erwarten.

Vor allem aber muss es in einem Rechtsstaat möglich sein, sich auf Entscheidungen der Regierung und der Gerichte vollumfänglich verlassen zu können.

Für einen Förster ist es nur ein geringer Trost, dass nach Rodung und Tagebau wieder tausende Bäume gepflanzt werden sollen. Aber schauen wir nach vorne: CO2 braucht einen Preis, der so hoch ist, dass die Braunkohle unrentabel wird. Die gute Nachricht ist, dass die Preise für CO2-Zertifikate jüngst stark gestiegen sind. Bis 2021 ist durch weitere Verknappung ein Preisniveau zu erwarten, bei dem umweltfreundlichere Gaskraftwerke rentabel die Grundlast absichern können und Braunkohle zu teuer wird. Diese Verknappung kann und muss die Politik jetzt beschleunigen.

Die Politik kann aber noch mehr tun. Durch massive Ausdehnung von Waldflächen und Aufforstung zerstörter Wälder kann CO2 aus der Luft gebunden werden. Wir brauchen weltweit ungefähr zwei Milliarden Hektar zusätzlichen Wald, um die CO2-Krise zu meistern. Der CO2-Bindungseffekt ist dort am größten, wo Bäume schnell wachsen, also in den feuchten Tropen. Aber auch in Europa gibt es ein beträchtliches Aufforstungspotenzial, und in Deutschland wären ein bis zwei Prozent mehr Wald durchaus vorstellbar und realistisch. Es muss jedoch schnell gehen, denn es brennt schon gewaltig und zu oft in den Wäldern und Mooren. An den Förstern liegt es nicht, die werden ihren Beitrag gegen den Klimawandel leisten.